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25. März 2022

Neubau „UNIQUE“ der Thermoplan in Weggis

Wenn weiche Faktoren harte Fakten liefern

Integrated Project Delivery (IPD) ist ein kollaboratives Bauprojektverfahren, bei dem die Beteiligten von Beginn an in den Bau- und Planungsprozess miteinbezogen werden. Beim Projekt «unique» von Thermoplan wird aus dem geflügelten Begriff pionierhafte Realität. Die Unternehmen tragen gemeinsam Nutzen wie Risiken. IPD fordert mehr als Menschen, Technik und Prozesse. Der Begriff bedingt eine neue Kultur der Zusammenarbeit. Dafür stand auch die erste GV vom 11. März in Weggis, an der u.a. das IPD Executive-Team gewählt wurde.

Bei Thermoplan ist zu lesen: «unique setzt mit Integrated Project Delivery (IPD) den Massstab für eine neue Art zu bauen und ist in seiner Gesamtheit schweizweit einmalig: Beteiligte Unternehmen und Gewerbe sind von Beginn an miteinander vernetzt und miteinbezogen, Einzelschritte in Planungs- und Umsetzungsphasen weichen gemeinsamen Etappen und der Planungsstand ist bei allen Beteiligten stets transparent.» Der Bau des Werks 5 mit zusätzlichen Produktionsflächen und Logistikeinrichtungen sowie Büros usw. ist in seiner Projektierungs- und Realisierungsart schweizweit einzigartig. unique am Standort Weggis ist ein Wegweiser für die Schweizer Bauwirtschaft, der deutlich macht, dass man gross denken soll, um Menschen für neue Wege und höhere Ziele zu gewinnen.

Hohe Ziele und ein gemeinsames Commitment

Einmal jährlich findet die Generalversammlung mit den jeweiligen Vertreterinnen und Vertretern der aktuell rund 20 Partnerfirmen statt. Die GV wählt das Executive-Team, das Kontrollorgan des Projekts. Dieses Team übernimmt die strategische und ideelle Projektsteuerung. Es ist der eigentliche IPD-Visionsgeber und unterstützt bei der Auswahl von Partnern oder überwacht das Projektversprechen, die Ziele und Metriken. Und die Vielfalt der IPD-Ziele spannt einen Bogen weit über das Übliche hinaus. Auch das ist Ausdruck der Einmaligkeit dieses Projekts.

Adrian Steiner, der Auftraggeber und Thermoplan CEO, machte denn auch deutlich, dass es Mut und Weitsicht braucht und sich der Erfolg nur im Team einstellt. Das Projekt schafft am Produktionsstandort in der Zentralschweiz eine Verdoppelung der Infrastruktur-Kapazität. Für Thermoplan ist die spätere Flexibilität in der Produktion zentral. Dass man dafür von Beginn weg konsequent zusammen plant und nach gemeinsamen Zielen strebt, bietet eine Chance. Dennoch ist das Unterfangen anspruchsvoll, soll es doch auf dem Weg keine Verlierer geben. Man wird auf Herausforderungen oder Probleme mit Lösungen reagieren. «Das aber nie als Kompromiss am Gesamtwerk», wie Adrian Steiner betont. Und dass auch in Sachen Nachhaltigkeit und Zertifizierung höchste internationale Standards angestrebt werden, ist Ausdruck des Anspruchs. Man lässt Kundinnen und Kunden so in einer gemeinsamen Sprache an den Ambitionen teilhaben. Ein Aspekt, der bei allen Beteiligten Zeit und Dialog eingefordert hat.

Messen, lernen und justieren

Die digitalen Optionen spannen zwar neue Möglichkeitsräume in der Planung auf und stellen damit eine wesentliche Bedingung der IPD-Infrastruktur dar. Dennoch macht die Einmaligkeit des Projekts vermutlich weniger der Grad an digitaler Technologie als vielmehr die gemeinsame Verpflichtung an übergeordneten Zielen aus. Mit Blick auf die IPD-Ziele wird schnell deutlich, dass dieses Pionierprojekt vor allem auch ein Kulturprojekt ist. In den acht Themenfeldern der Ziele im Projekt-Cockpit des Executive-Teams finden sich neben «Qualität der Bausubstanz» oder «Baukosten/Management» beispielsweise Aspekte wie «Mitarbeiter-Zufriedenheit» oder «Stakeholder-Zufriedenheit». Man hat die Erwartungen hochgesteckt, da gehört es dazu, dass man die späteren Nutzer anhört und ebenso die Beteiligten während des Bau- und Planungsprozesses. Das umfassende Monitoring, das auch mit Unterstützung der FHNW (Institut Digitales Bauen und Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung (ifk)) erarbeitet wurde, macht Erfolg und Störungen messbar.

Das ist eine Voraussetzung, damit in der Projektierung rechtzeitig auf Probleme reagiert werden kann. Schliesslich partizipieren die beteiligten Unternehmen solidarisch am Erfolg und Misserfolg. Dafür wird während der Projektierung und Bauphase eigens ein Fonds geäufnet, der sich aus noch zurückbehaltenen Zahlungen speist. Diese gehen erst bei Projekterfolg an die beteiligten Unternehmen.

Eine treibende Kraft hinter dem Vorgehen ist IPD Executive-Team-Mitglied Urs von Arx von der HHM Gruppe. Er hat es so zusammengefasst: «Bei IPD geht es darum, dass man Technik mit der Organisation und dem Menschen verbindet. Dazu braucht es auch neue Vertragsformen und dazu braucht es einen Bauherrn, der Innovation und damit Entwicklung zulässt und fördert.» Dieses Projekt ist einmalig, weil es auf Vertrauen und Professionalität baut und weiche Faktoren harte Fakten liefern.

Mit Angela Hess-Christen als Mitglied des Executive-Teams sowie der Christen AG und der Christen Logistik AG als IPD-Partnerfirmen sind wir motiviert, unseren Beitrag zum Gelingen dieses Leuchtturmprojektes der Schweizer Bauwirtschaft leisten zu können.

Foto: Daniel Graf

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